Diese Galerie ist ein mit drei völlig
verschiedenen Leuchtern und einem Blumenstrauß dekorierter zimmergroßer
Raum, in dem die Bilder in wilden Abständen und Höhen nebeneinander
hängen. Vor den ausgestellten Porträts finden sich die liebenswert
charakterisierten Besucher ein:
Mit Stöckelschuhen, Handtasche und Hut ist die langhaarige Dame
im Vordergrund ausstaffiert. Auf der anderen Seite steht ein korpulenter
Herr, vielleicht ein Professor mit schütterem Haarkranz, bekleidet
mit Brille und Mantel, eine schmale Tasche fest an sich geklemmt.
Ein feiner, subtiler Humor bestimmt die Atmosphäre des Ortes, an
dem die Betrachter in den Porträts der anderen auch sich selbst
bestaunen. Farbig ausgelegt erschien diese Zinkographie auf dem Frontispiz
des 1980, zum 60. Geburtstag des Eulenspiegelverlages herausgegeben
Buches: Spiegelbilder - ein graphischer Sammelband mit Zeichnungen und
Graphiken von 1946 bis 1989 von Elizabeth Shaw (1920-1992). Die Künstlerin
wurde seit den fünfziger Jahren zunehmend als Graphikerin, Buchillustratorin
und Autorin über die Grenzen der DDR hinaus bekannt. Ihre zahlreichen
Bücher, ich erinnere mich an: Der kleine Angsthase
(1963) und Die Schildkröte hat Geburtstag (1965), wurden
von Generationen von Kindern und Erwachsenen gelesen und werden noch
heute verlegt, so dass ihre Figuren zu regelrechten Klassikern geworden
sind.
Diese Zinkographie entstand 1979 innerhalb einer Serie von Traumbildern
in Auseinandersetzung mit der Technik der Zinkographie und wurde von
dem Friedrichshagener Drucker Wolfgang Arnoldi gedruckt. In diesem Zusammenhang
soll auch an diese Druckerei erinnert werden, die 1913 als Stein- und
Zinkdruckerei gegründet und über drei Generationen bis zum
Jahr 2000 als Kunstdruckerei geführt wurde.
Katharina Köpping (2005/2009)
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