Das Fenster heißt
die 1998 entstandene Arbeit von Dorit Bearach.
Schattenhaft anwesend schweben die vage umrissenen Körper (Sichel,
Hand und Tierschädel) auf dem dunkelroten Grund des schmalen Hochformates.
Farblich wird der dominierende rost-rote Bildfond von kalkigem Weiß
umfangen und lediglich durch die drei kleinen leuchtend blauen Flächen
energetisiert.
Die Formen entziehen sich einer eindeutigen Interpretation. Für
mich wird die Sichel in der menschlichen Hand zum verletzenden Instrument
für das Tier, aus dessen Wunde am ultramarinblauen Auge Blut tropft.
Aus dem weiß-kalkigen Erdgrund keimt aus den Tropfen neues Leben
auf. In dieser Lesart liegen Schmerz und Hoffnung. Mag sein, dass die
im oberen Bildbereich dargestellte Sichel hier auch als Metapher für
die Mondsichel steht und so somit auch auf den Wechsel von Werden und
Vergehen anspielt. Der Bildtitel Das Fenster unterstreicht
diese Deutung in der Anspielung auf den (gerahmten) Ausblick des Betrachters
auf Früheres was zugleich das Kommende bestimmt und
damit auf den zyklischen Kreislauf des Lebens.
Die abgebildete Arbeit der aus Israel stammenden Berliner Künstlerin
zeigt für sie typische Farb- bzw. Formelemente: Das Herausschälen
von schemenhaften Formen aus einem farbigen Bildgrund, wobei sich die
scheinbar symbolisch angelegten Bildelemente auf erdigen Brauntönen
entfalten. Dick aufgetragene Farbpigmente oft leuchtend rote
oder blaue geben den Bildern eine eigenwillig schöne Patina.
Katharina Köpping (2005)
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