Zu den Neuerwerbungen des Jahres gehört das Aquarell der Berliner Künstlerin Linde Bischof von 1993. Farblich beschränkt sich die Künstlerin in dieser Arbeit auf die primären Töne Gelb, Blau und Rot, aus deren lasierender Übermalung Orange, Türkis und Grün bis Violett erwachsen. Das Gesamtbild erinnert entfernt an ein Patchwork aus sechs Rechtecken, die ein schwungvoll lockerer Pinsel unterschiedlich strukturiert hat. Im Konkreten kann man auch ein Haus mit zwei Stockwerken und einer Terrasse mit durchbrochenem Geländer - im rechten oberen Feld - imaginieren. Im linken oberen Bildfeld öffnet sich zumindest teilweise ein Raum. Der Blick fällt auf eine vom Betrachter abgewandt - auf einem Podest oder auch Balkon – sitzende weibliche Figur. Sie scheint versunken in Meditation vor dem einfallenden goldgelben Licht. Das Licht tritt als diffuse Strahlung und in Verbindung mit dem Sonnen– bzw. Mondballon im rechten oberen Feld ins Bild.
Damit sind wesentliche formale Aspekte des Bildes benannt, das Ausloten von Hell- und Dunkelkontrasten und die Beschränkung auf den Farbdreiklang. Die unterschiedlich räumlich strukturierten Flächen erscheinen durch den transparenten Farbauftrag wunderbar luftig, stellenweise von dem hellen goldgelben Sonnenlicht überflutet und für den Blick durchlässig.
Die Vita der 1945 geborenen Malerin und Grafikerin weist deren vielseitige künstlerische Tätigkeit aus: neben Druckgrafik und Malerei entstehen plastische Arbeiten, zudem malt sie figürlich auf Kacheln.
Katharina Köpping (2005)
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